Smartphone ohne Google


In diesem Blogpost möchten wir uns einmal die Gefahren anschauen, die durch bedingungslosen Überwachungskapitalismus entstehen. Und wie wir uns davor verteidigen können. Wir werden dabei einmal alternative Apps vorstellen, wie auch alternative Services, wie auch am Ende einen kurzen Einblick, wie man ein Smartphone mit einem alternativen Betriebssystem „befreien“ kann.

Die gefahren

Ein Diagramm, welches die Unterfirmen von Alphabet zeigt. Hier finden sich Google, Nest, Calico ,Google Fiber und unter Google noch mal Youtube,Search,Android,Play,Maps etc. Es soll veranschaulichen, welche Firmen alle dazugehören.

Google ist eines der größten Werbeunternehmen der Welt, deren Mutterkonzern einen Umsatz von 282,81 und davon allein 61 Milliarden Dollar2 für Werbung durch Google. Google ist dabei nicht das einzige Unternehmen, welches durch Werbung ihr Geld verdient, aber eines der größten.

Habe ich etwas zu verbergen?

Computergeneriertes Bild einer jungen Frau, die auf ein Smartphone tippt, umgeben von Daten und Bildschirmen. Doch was genau passiert mit unseren Daten? Und was wissen die Firmen über uns? Viele wissen nur, dass eben über sie Daten gesammelt werden. Aber nur die wenigsten kennen das Ausmaß, in welchem Umfang die Firmen dies analysieren. Und auch über welchen Weg diese Daten bei Firmen landen. Klar ist vielen, das Smartphone sammelt Daten über mich. Aber viele haben z. B. nicht im Blick, dass dies auch durch Telefonumfragen oder Wetterapps geschieht3. Diese ganzen Daten werden dabei von sogenannten “Databrokern” zusammen gefasst und dann als Gesamtpaket den Firmen zum Verkauf angeboten. Hier können diese gezielt einzelne Gruppen ansprechen und müssen sich nicht mehr selbst die Mühe machen, ihre Kunden:innen zu unterteilen. 2023 kam heraus, dass eine der größten Databrokerfirmen der Welt einen Datenleak hatte. Durch diesen Leak wissen wir, dass ein Mensch in knapp 650.000 Kategorien unterteilt werden kann4.

Infografik, die die meisten Kategorien zeigt und Beispiele nennt Wir sehen in dem Bild über uns ein paar Beispiele dieser Kategorien. Wir können sehen, dass darüber ein sehr detailliertes Wissen über einzelne Personen entstehen kann. Die letzte Frage ist natürlich, wie das uns negativ in der Welt beeinflussen kann?

Negative Folgen

"Wir sehen vier Personen. Zu jeder Person gibt es eine kleine Infografik, die zeigt, welches Attribute pro Person ein Databroker weiß" Beispiele, wie diese Informationen uns Negativ ausgelegt werden können, gibt es mittlerweile genug. Die gesammelten Daten können auch einer Person negativ ausgelegt werden. Z. B. als in Amerika die Abtreibung keine legale Operation mehr war, wurde anhand von Facebookdaten Personen identifiziert, die Staaten wechseln, um eine Abtreibung durchzuführen5. Auch Googles Suchdaten werden hierfür mittlerweile genutzt6. Außerdem können diese Daten von anderen Staaten genutzt werden, um herauszufinden, ob eine Person mit den Werten des Staates übereinstimmt. Dies passiert regelmäßig in China, wo alle gewonnenen Daten aus Einkäufen, Zahlungen, Bewegungen, Nachrichten und Videos zentral ausgewertet werden, um im Vorfeld Personen zu identifizieren, die nicht zum Staat passen7. Und auch in Europa kann ein solches System gegen uns als Personen eingesetzt werden. Bereits jetzt werden diese Systeme genutzt, um Personen von hohem Interesse auszuspähen8. In dem Papier wird dargestellt, wie die Daten von Google, Facebook und Co genutzt werden, um an mehr Informationen für zukünftige Spionageziele zu gelangen. Auch um Einschätzungen zu treffen, welche Personen denn leicht umzustimmen wären bei großen Abstimmungen. Weitere Gefahren sind die nachhaltige psychische Beeinflussung, die uns über Jahre hinweg zu mehr Konsum und schnelleren Klickverhalten führen soll. Einschätzung unserer Kreditwürdigkeit. Falscheinschätzung des Geschlechts oder auch Veröffentlichung unseres gewählten Geschlechts ohne Einverständnis. Die Liste ist groß und deswegen denken auch viele, dass Zielgerichtete-Werbung verboten gehört. Selbst die EU merkt mittlerweile, dass dieses Geschäftsgebaren nicht von Vorteil für die Welt ist 9.

Die alternativen

"Das Bild ist eine zweiteilige Comiczeichnung, die anthropomorphisierte Versionen des Google Chrome Browsers und des Incognito-Modus darstellt, repräsentiert durch Figuren mit entsprechenden Symbolen als Köpfe. Auf der linken Seite fragt der Charakter mit dem Chrome-Symbol einen menschenähnlichen Charakter, welchen Webseite er sehen möchte. Der menschenähnliche Charakter antwortet mit \"Das sollst du nicht wissen!!\". Auf der rechten Seite des Bildes schlägt der Charakter mit dem Chrome-Symbol vor, die Information nur dem \"Mr Incognito\" zu verraten, der als eine Figur mit einem Detektivhut und einer Sonnenbrille dargestellt ist. Der menschenähnliche Charakter antwortet daraufhin mit \"Ja gerne\".Die Gesamtkomposition ist humorvoll und spielt auf die Funktion des Incognito-Modus in Webbrowsern an, die es Nutzern ermöglicht, im Internet zu surfen, ohne dass ihre Aktivitäten im Browserverlauf gespeichert werden. Die Webseite des Künstlers ist unten rechts im Bild zu sehen: SKELETONCLAW.COM, und unten links steht ein Subreddit-Verweis: R/SKELETONCLAW." Der Inkognitomodus darf nicht die einzige Verteidigung gegen Datensammelei sein. Dieser reicht bei Weitem nicht aus und wird von Google auch regelmäßig geschwächt. Alles, was dieser Modus macht, ist nämlich, einige Add-ons zu deaktivieren und beim Beenden des Browsers, alle Daten zu löschen, die während der Benutzung lokal angefallen sind. Im Endeffekt ist das nur ein Placeboeffekt. Es hat keinen wirksamen Schutz, aber man fühlt sich wohl, solange der Inkognitomodus genutzt wird.

Ein Wort vorab, wir werden gleich eine Reihe von alternativen und datenschutzfreundlichen-Apps vorstellen. Diese sind meist kostenlos auf Android, allerdings nicht auf iOS. Dies ist einfach dem geschuldet, dass die Entwicklung auf iOS erhebliche Mehrkosten verursacht. Auch ist es bei Android leichter, eine App ohne App-Store zu installieren.

Die Empfehlungen fangen mit dem leichtesten Schwierigkeitsgrad an und werden nach unten hin schwieriger. Heißt letztlich, je weiter wir nach unten scrollen, umso größer wird die persönliche Umstellung im Leben. Wir werden dabei versuchen, die gängigen Dienste von Google und auch Apple zu ersetzen. Das bedeutet.

  • Suche
  • App Store
  • E-Mail
  • Nachrichtendienst
  • Browser
  • Kartendienst
  • Kontaktbuch
  • Kalender
  • Cloudspeicher

Suche

Wir alle suchen jeden Tag mehrere Hundertmal. Natürlich fallen hier viele Daten an. Um das zu verhindern, kann man ganz einfach alternative Suchen verwenden.

  • Metager Getrieben von einem Verein, der eine freie und ethische Suche anbieten möchte.
  • Duckduckgo amerikanisches Unternehmen, das weniger Daten sammelt als Google
  • Searx Suche zum selbst hosten. Es kann aber auch aus der Liste eine ausgewählt werden.

Probiert davon einige aus und entscheidet, welche euch davon besser gefallen. Einige haben auch neue Ideen, wie man die Suche effizienter gestalten kann.

App-Store

Eine Besonderheit für Android. Wir können Alternativen zum Google-Play Store installieren.

  • Fdroid Open-Source-Apps, die man so nicht auf Playstore findet.
  • Aurora Alternative Playstore Oberfläche. Wer es sich traut, unter iOS ein wenig experimentell unterwegs zu sein, kann sich den Altstore anschauen.

E-Mail

Als Erstes schauen wir, wie wir die Kommunikation aus den großen Techfirmen gelöst bekommen. E-Mail-Dienste gibt es mittlerweile viele, die auch datenschutzfreundlich sind und auch erschwinglich sind.

Je nach Firma gibt es auch direkt Kontakt- und Kalenderfunktion mit dazu. Um diese zu bedienen, braucht es natürlich auch eine App für das Handy.

  • K9 für Android. Kann alle Dienste bedienen außer Proton und Tuta
  • Tuta solltet ihr euch vorher für Tuta entschieden haben, müsst ihr deren App verwenden.
  • Fairmail für Android. Kann alles, was auch K9 kann, mit einem anderen Interface.

Nachrichtendienst

Nachrichten zu verschicken oder auch einfach einen lustigen Sticker gehört einfach dazu. Deswegen hier ein paar Alternativen zu WhatsApp und Facebook-Messenger.

Browser

Wir benötigen eine Alternative zu dem Google Chrome oder was auch immer vorinstalliert ist.

  • Firefox beste Alternative. Im Grunde funktioniert alles wie vorher auch.
  • Firefox Klar Firefox, der keine Daten hinterlässt. Hier muss man sich immer wieder neu eingeloggt werden in Websites.
  • Tor wenn Privatsphäre über alles steht. Einige Websites werden allerdings nicht mehr richtig funktionieren.

Kartendienst

Kartendienste geben die meisten Informationen über uns preis. Wo wir sind, wo wir wohnen, wo wir arbeiten. All das kann durch eine Kartenapp herausgefunden werden.

  • OsmAnd gewissermaßen Alternative zu Google Maps und Applemaps. Es gibt die gleichen Funktionen und ein wenig mehr. Empfehlend sind hier die verschiedenen Kartentypen, z. B. zum Wandern.
  • Magic Earth Alternative zum Autofahren, da hier auch Staumeldungen etc. live übertragen werden.
  • Organicmap komplett offline nutzbar. Gut geeignet für Personen, denen OsmAnd zu viele Funktionen bietet.

Kontaktbuch und Kalender

Da wir oft mit mehreren Geräten unterwegs sind, oder aber auch unsere Kontakte ungern verlieren würden, lohnt es sich, diese Daten auf mehreren Geräten vorrätig zu haben. Viele von den anderen hier schon vorgestellten Apps können dies bereits.

  • Etesync verschlüsselte Synchronisierung. Das kann gewissermaßen alles, was man im Alltag benötigt. Hier muss sich vorher ein Account angelegt werden für 2 € im Monat.
  • Etar Kalender-App ohne Online-Funktion. Es kann mit Nextcloud, Mailbox etc. genutzt werden.
  • Dav Synchronisiert Kontakte und Kalender bei allem, was CalDAV,CardDAV und WebDAV kann. Also fast jede Mailbox.
  • Posteo 1 € pro Monat
  • Mailbox 1 € pro Monat
  • Tuta Kostenlos. Quasi deutsches Proton
  • Proton Kostenlos.

Wichtig dabei, wir benötigen immer einen Server, der für uns das Synchronisieren im Hintergrund unternimmt. Die hier vorgestellten Services und Apps sind ein Mix aus Nutzen von einem solchen Server. Also erst entscheiden, über welchen Server synchronisiert werden soll. Und danach mit welcher App.

Cloudspeicher

Einen anderen Speicherplatz für all seine Daten benötigt länger, als wir Zeit auf einem Workshop haben. Da wir hier von einem großen Einschnitt reden und meistens auch von viel Geld. Deswegen hier eine Liste mit Alternativen zu iCloud und Googlecloud. Diese kann sich zu Hause in Ruhe angeschaut werden.

  • Nextcloud Cloud aus Europa. Wird genauso genutzt wie Gcloud oder iCloud. Angemeldet wird sich hier nicht direkt bei Nextcloud, sondern bei einer Firma, die den Dienst anbietet. Dies kann hier getan werden. Es kann auch Kontaktbücher und Kalender synchronisieren.
  • Proton Kostenlos.
  • Murena ist auch ein Nextcloud, welches aber mit einem Branding daher kommt. Kostenlos für 15GB.
  • Syncthing Synchronisieren von Dateien ohne Cloud. Hier gibt es keinen Speicherplatz, da die Synchronisierung immer von Gerät zu Gerät stattfindet.

Alternative Betriebssysteme

Warum man ein neues Betreiebssystem nutzen sollte, ist weil man weder Googleaccount noch die Googleplayservices deinstallieren kann. Dies geht nur mit einem neuem Betriebssystem. Diese “Services” schicken nämlich im hintergund GEO-Daten,Wifi und andere Daten weiterhin an Google. Auch die Daten vieler Sensoren werden weiterhin an Google versendet. In vielen der alternativen Betriebssysteme werden deswegen diese Nachimplementiert. So funktionieren Apps die diese Services brauchen auch weiterhin. Allerdings sammeln diese nicht im Hintergrund die genannten Daten und schicken diese an Google.

Als letzten Schritt bleibt noch das komplette Löschen von Google vom Handy. Hierfür benötigt es ein neues Betriebssystem. Hierfür gibt es momentan drei große Projekte.

  • Graphene sicherstes Betriebssystem. Kann allerdings nur auf Pixelgeräten genutzt werden. Enthält MicroG.
  • /e/Os Funktioniert für mehr Hardware. Hat direkte Einbindung in Murena als Alternative zu Google. Enthält MicroG.
  • LineageOs gedacht für ältere Geräte, die ansonsten keine Unterstützung mehr bekommen. Optional mit MicroG
  • DivestOs LineageOs mit sichereren Einstellungen. Unterstützt aber weniger Geräte. Kein MicroG.

Im Workshop schauen wir uns einmal Grapheneos an. Da dies mit dem einfachsten Installer daher kommt.

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